_Sie lebten in unserer Mitte_
Die Leere wird gefasst und bezeichnet_das Unfassbare wird Form
Mahnmal für die Opfer der Verfolgung von Sinti und Roma, Echelmeyerpark, Saarbrücken 2024
Bronze, Komposition, QR-Codes, Jurakalk, Pflasterbänder, Hecke, Gräser, Frühblüher
Zum Gedenken an die Sinti und Roma, die im früheren Saargebiet lebten und während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden. Bis heute kann die Gesamtzahl der ermordeten Sinti und Roma nur geschätzt werden. Der Europäische Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma erinnert jährlich am 2. August an die Opfer des Holocausts, des Völkermordes an den Sinti und Roma.
Die Mitte des Gedenkorts wird von einer skulpturalen Installation aus Bronze umfasst. Drei radial geformte Segmente umkreisen in verschiedenen Größen die imaginierte Leere, versuchen sie zu fassen. Dabei ist nicht ihr Material das wesentliche, bedeutende Element, sondern das nicht Fassbare, das nicht Begreifbare – Es ist die Leere, der Verlust jedes einzelnen, geliebten Menschen, der Verlust ihrer Stimmen und der gemeinschaftlich gelebten kulturellen Identität, welche die zentrale Mitte des Gedenkorts formt. Die skulpturale Setzung kann nur Fassung und bewahrende Hülle sein für die Imagination, die Erinnerung, die sich füllt mit innerer Anteilnahme und die bestenfalls zu gelebter Toleranz und Nächstenliebe führt. Sie kann keine gemeißelten Antworten bieten, sie kann Fragen aufwerfen und zu einer Erinnerungskultur der aktiven Teilhabe und Begegnung ermutigen.
Besucherinnen und Besucher haben die Möglichkeit, aus der umfangenen Stille mittels QR-Codes und ihren eigenen Smartphones eine Komposition klanglicher Fragmente der Sinti- und Roma-Kultur aufzurufen und an den Gedenkort zu übertragen. Zu mehreren entsteht ein atmosphärischer Klangraum des lebendigen Gedenkens aus gestrichenen Drei- bzw. Akkordklängen und Melodiefragmenten, die sich fließend ineinander bewegen, kombinieren und verdichten.
Drei steinerne Segmentbögen umrahmen in einer niedrigen Höhe den inneren Platz des Gedenkorts, der als Klangraum wirkt. Sie dienen als Reflexionsflächen für den Schall innerhalb des Platzes und fassen ihn akustisch.
Der Gedenkort wird von einer halbhohen grünen Hecke umgeben und bietet mit ca. 90 qm ausreichend Platz, um die pädagogische Arbeit des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma Saarland zu unterstützen und Schulklassen sowie größeren Gruppen als Raum der Begegnung zu dienen.
Ziergräser, saisonal blühende Blumen und Pflasterbänder formen wie sich ausbreitende Schallwellen weitere Kreise in den Park und durchkreuzen den alltäglichen Weg, um Besucherinnen und Besucher zur aktiven Teilnahme einzuladen. Entlang des bestehenden Weges bietet eine Informationsstele zusätzliche Informationen in Form von Texten und Audiodateien.
Der Gedenkort "Nachhall" regt auf verschiedenen Ebenen und mit unterschiedlichen Medien zur Auseinandersetzung, Reflexion und Begegnung mit der Kultur und Geschichte der Sinti und Roma an. Neben der sachlichen Informationsvermittlung ermöglichen sinnliche Erfahrungsräume und interaktive Elemente einen breiten und niederschwelligen Zugang zum Themenkomplex sowie der lebendigen Erinnerungskultur.